Ausbildung 4.0 in der Industrie: Wie Sie Ihren Betrieb auf die Zukunft vorbereiten

Große Teile der heutigen beruflichen Bildung sind lediglich auf die Anforderungen der Gegenwart ausgerichtet und werden zukünftigen Herausforderungen nur bedingt oder gar nicht gerecht. Warum wir eine modernere Ausbildung für Industrie 4.0 brauchen, erläutert Ulrich Alt, Geschäftsführer der WeSt GmbH, in diesem Kommentar.

Unsere Betriebe befinden sich mitten in einem Wandel hin zu der als „Industrie 4.0“ bekannten digitalen Transformation. Die Ausbildungsinhalte für die Berufe in (Fertigungs-)Betrieben haben diesen Wandel oftmals nicht ganz mitgemacht. Das schadet den Auszubildenden und ebenfalls den Betrieben, denn viel von dem heute Gelernten wird schon in zehn Jahren veraltet und nicht mehr praktisch anwendbar sein.

 

Anspruchsvolle Ausbildung als Alternative zum Studium

Weiterhin ist es schwieriger geworden, junge Menschen für eine Ausbildung in der Industrie zu gewinnen. Denn oft erscheint ein Studium attraktiver, zum Beispiel aus Statusgründen oder weil ein Studium als sicherer empfunden wird. Gleichzeitig aber steigen die Anforderungen an Auszubildende, damit sie die anspruchsvollen Aufgaben der modernen Industrie erfüllen können. Das bedeutet: Wir brauchen eine „Ausbildung 4.0“ für die Anforderungen von morgen. Und wir müssen verdeutlichen, dass eine solche Ausbildung in Industrieberufen oftmals bessere Karrierechancen bietet als viele Studiengänge.  

Um das zu gewährleisten, muss die Ausbildung an die zukünftigen Anforderungen der Industrie angepasst werden. Das erfordert einen erhöhten Anteil digitaler Ausbildungsinhalte. So werden klassische Fertigungstechnik, Automatisierung und Software immer weiter in die Ausbildungsinhalte verzahnt. Zukünftige Mitarbeiter müssen mit industriellen Anwendungsprogrammen umgehen können und deren Aufgaben verstehen. Installation und Wartung von Digitaltechnik, einschließlich der Software, gehören in die Ausbildung. Auch Kompetenzen in der Nutzung digitaler Medien werden im Arbeitsalltag immer wichtiger.

Facharbeitern eröffnen sich durch eine derart erweiterte Ausbildung zahlreiche neue Chancen. Mechaniker können dann z.B. nicht nur Maschinen und Geräte, sondern auch die zugehörige Steuerungstechnik sowie Komponenten zur Vernetzung installieren und reparieren.

 

Ausbildung 4.0: Erste Ausbildungsgänge wurden weiterentwickelt

Diesen Entwicklungsbedarf in den Lehrinhalten der Ausbildungen haben auch Politik und Verbände erkannt. So hat zum Beispiel das Bundesministerium für Bildung und Forschung 2016 eine Initiative Berufsausbildung 4.0 gestartet. Zum Programm gehört die Förderung der Anschaffung von 3D-Druckern und CNC-Maschinen sowie die Schulung in digitalen Medien im Rahmen der beruflichen Bildung. Zum 1. August 2018 wurden elf Berufsausbildungen der Industrie modernisiert, vom Anlagenmechaniker bis zum Zerspanungsmechaniker. Diese Ausbildungsgänge werden um neue Inhalte ergänzt, z. B. informationstechnische Auftragsabwicklung, digitale Lernmedien, Diagnose- oder Visualisierungssysteme und Arbeit in interdisziplinären Teams.

 

Was Unternehmen zur Ausbildung 4.0 beitragen können

Damit die Modernisierung der Berufsausbildung gelingt, müssen wir in der Fertigungsindustrie ebenfalls unsere Ausbildungspraxis auf die neuen Herausforderungen abstimmen. Schließlich verbringen die Auszubildenden den größten Teil ihrer Ausbildungszeit in unseren Betrieben. Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung des Instituts der deutschen Wirtschaft hat einige Vorschläge entwickelt, wie Industriebetriebe ihre Ausbildung für die Industrie 4.0 verbessern können:

1. Ausbildung im eigenen Betrieb modernisieren

Betriebe haben Sie sehr viel Spielraum bei der Gestaltung der beruflichen Ausbildung. So steht es Ihnen frei, Ihre Auszubildenden bei Digitalisierungsvorhaben einzubinden. Weil die junge Generation mit digitalen Medien aufgewachsen ist, wird sie in der Regel aktiv mitarbeiten und eigene Erfahrungen und Kenntnisse einbringen. Eine Unternehmensbefragung des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigte, dass viele Unternehmen bei der Gestaltung der Ausbildung im Bereich der Digitalisierung vermehrt Ideen ihrer Auszubildenden nutzen. Dazu kann auch die Nutzung internetfähiger Geräte gehören, die sich zur Anzeige von Betriebsdaten und für E-Learning gleichermaßen nutzen lassen.

2. Überbetrieblichen Erfahrungsaustausch vorantreiben

Andere Betriebe in Ihrer Region werden sich ebenfalls mit der Frage beschäftigen, wie sie ihre Auszubildenden optimal auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereiten. Nutzen Sie Ihre Kontakte, etwa in Kammern und Verbänden, um sich über die Ausbildung für die Industrie 4.0 auszutauschen.

3. Ausbilder gezielt schulen

Die Ausbilder in den Betrieben sollten selbst auch die Digitalisierungstrends in ihrer Branche kennen. Dazu gehört das Wissen über die neuesten Funktionen der Maschinen und die wichtigen Anwendungsprogramme. Das Know-how für die Industrie 4.0 kann über verschiedene Weiterbildungen (zum Beispiel bei der IHK oder der Handwerkskammer) erlernt werden.

 

In den nächsten Jahren werden wir nur dann Fachkräfte mit zukunftsfähigen Kompetenzen haben, wenn wir sie heute entsprechend ausbilden. Wir von WeSt empfehlen Ihnen: Leisten Sie in Ihrem Betrieb einen Beitrag dazu. Sie und auch die Auszubildenden werden in den kommenden Jahren stark davon profitieren.

Nicht nur die Auszubildenden, auch wir selbst müssen uns auf die Digitalisierung vorbereiten. Lesen Sie, welche Fähigkeiten für Digital Leadership Führungskräfte in Fertigungsbetrieben zukünftig brauchen.

 

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