Digital Leadership: Welche Denkmuster sich jetzt ändern sollten

Die Digitalisierung in der Fertigung erfordert eine neue Form der Führung. Wie die aktuelle Umfrage der IFIDZ zeigt, sind viele Unternehmen dafür aber noch nicht bereit. Ulrich Alt, Geschäftsführer der WeSt GmbH, gibt in diesem Kommentar Anregungen, wie Digital Leadership in Zukunft gestaltet werden könnte.

Deutsche Führungskräfte mit digitalen Schwächen

Drei Mal pro Jahr führt das Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ) eine Online-Befragung von Führungskräften durch. Das jüngste Trendbarometer brachte überraschende Ergebnisse hervor. Auf die Frage „In welchem Bereich bestehen in Ihrem Unternehmen beim Entwickeln der Führungskräfte zu Digital Leadern die größten (Erfolgs-)Barrieren?“ antworteten fast drei Viertel der Beteiligten: „Die veralteten Denk- und Verhaltensgewohnheiten der etablierten Führungskräfte stellen eine der größten (Entwicklungs-)Barrieren dar.“ Das IFIDZ sprach in diesem Zusammenhang sogar von Führungsriegen als „Lähmschicht“, welche die Digitalisierung mehr behindert als fördert.

Die Industrie 4.0 existiert in vielen Köpfen oft nur als Schlagwort

Auch wenn es bei der IFIDZ-Befragung nicht speziell um Führungskräfte aus der Fertigung ging – das Problem ist hier besonders dringend. Denn wie kaum eine andere Branche steht die Fertigung für die Vision der neuen Industrie 4.0. In vielen Unternehmen ist von Digital Leadership aber noch wenig zu spüren. Ganz provokativ ausgedrückt: Die Digitalisierung als Herausforderung für die Zukunft wird oft ausgeblendet oder es werden Lippenbekenntnisse abgegeben, denen (noch) wenig Taten folgen. Das ist ganz sicher kein böser Wille, sondern einfach einem Mangel an digitalen Kompetenzen geschuldet. Aber was können Führungskräfte in der Fertigung konkret tun, um sich entsprechende Kompetenzen anzueignen?

Welche neuen Digital-Leadership-Fähigkeiten es in Zukunft braucht

 

Digitale Skills erwerben, auch in der Chefetage

Wer ein Unternehmen ins digitale Zeitalter führen möchte, sollte auch selbst über entsprechende digitale Skills verfügen. Natürlich erwartet niemand, dass der Chef genauso gut wie sein Software-Ingenieur Programme für das Machine-Learning entwickelt. Aber ein entsprechendes Grundwissen, wie diese Programme arbeiten und wie sie sich in das Fertigungskonzept einfügen, erscheint notwendig. Viele Führungsakademien bieten mittlerweile entsprechende Seminarformate an. Ergänzt durch flexibles Learning-on-the-Job reagieren Entscheidungsträger so schneller auf Veränderungen und technologische Trends.

 

Vom Start-up-Mindset lernen

Was Start-ups besonders gut machen: Sie sind ständig auf der Suche nach neuen, disruptiven Technologien mit wirtschaftlichem Potential. Sobald eine solche Technologie ausgemacht wurde, wird mit hoher Risikobereitschaft investiert. Lassen Sie sich ein Stück weit von diesem Pioniergeist anstecken. Laden Sie beispielsweise in regelmäßigen Abständen innovative Gründer im Bereich Industrie 4.0 zu sich ein und erwägen Sie Kooperationen. So partizipieren Sie am Elan und an der Veränderungsbereitschaft, die für viele Start-ups typisch sind. In einem solchen Umfeld entsteht ganz organisch ein Mindset, das technologische Trends frühzeitig erkennt und begrüßt.

 

Agile Arbeitsmethoden einführen

Das digitale Zeitalter ist durch ständige Veränderungen und Unsicherheiten geprägt. Um auf dieses sich schnell verändernde Umfeld angemessen reagieren zu können, braucht es eine neue Organisationsstruktur, wie sie bereits im IT-Umfeld weit verbreitet ist. Interdisziplinäre, agile Teams arbeiten bereichsübergreifend an einem bestimmten Problem und produzieren so schnell als möglich eine erste funktionierende Lösung. In einer iterativen Testschleife werden diese Lösungen fortlaufend optimiert und angepasst, unter starker Einbeziehung von Kundenfeedback. Diese Arbeitsweise ist bestens dazu geeignet, organisatorische Silos aufbrechen, also z. B. zu verhindern, dass eine bestimmte Abteilung sich abgrenzt und nicht ausreichend mit anderen Abteilungen im Unternehmen kooperiert.

Die Digitalisierung als Chance begreifen

Ohne Zweifel: das Thema Digital Leadership verlangt Führungskräften in der Fertigung einiges ab. Strukturen und Prozesse, die sich seit Jahrzehnten eingespielt haben, müssen plötzlich grundsätzlich in Frage gestellt werden. Gleichzeitig bietet sich hier aber auch eine große Chance: Gerade weil viele fertigende Unternehmen aktuell noch wenig Digital Leadership praktizieren, können Sie sich relativ leicht einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, indem Sie sich bereits jetzt weiterqualifizieren. Diese Anstrengungen werden sich langfristig mehr als bezahlt machen, je stärker die Digitalisierung Fahrt aufnimmt.

 

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