Was macht einen attraktiven Arbeitgeber* aus?

„The Big Quit“ heißt die große Kündigungswelle von frustrierten Beschäftigten, die seit einem Jahr aus den USA zu uns überschwappt. Loyalität dem Unternehmen gegenüber gibt es immer weniger. Da die Arbeitsmarktlage gut ist, sind viele bereit, einfach mal den Job zu kündigen, wenn ihnen die Arbeit nicht mehr gefällt. Die Ansprüche der Mitarbeiter* steigen. Und insbesondere während der Pandemie gab es viel Gelegenheit, sich und seine Arbeit zu reflektieren. So denkt jeder zunehmend über seine Work-Life Balance nach. Was nicht schlecht ist, denn der Arbeitsalltag ist zunehmend stressiger geworden. Jederzeit alle Informationen aufnehmen und sinnvoll zu verarbeiten, kann ohne die notwendige technische Unterstützung und einer klaren Priorisierung zum Burnout und ständiger Überbelastung führen. Hinzu kommt, dass der Einzelne mehr leisten und sich stetig neuen Arbeitsprozessen und Richtlinien fügen muss. Darüber hinaus wird erwartet, dass sich der Mitarbeiter* selbständig weiterentwickelt und in seinem Bereich immer aktuell bleibt. So treffen nun die hohen Anforderungen auf ebenso hohe Ansprüche an den Arbeitgeber*.

 

Insbesondere für die junge Generation glänzt eine attraktive Stelle nicht nur durch gute Bezahlung, sondern durch flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Tage und die damit einhergehende technische Ausstattung. Darüber hinaus wird ein gezieltes Onboarding-Programm erwartet. So erhält der Neuzugang die notwendige Zeit zur Einarbeitung und im besten Fall einen erfahrenen Kollegen* als Mentor* an die Seite gestellt. 

 

Wie also neue Mitarbeiter* gewinnen und die bestehenden halten?

 

Es wird nun viel in eine bessere Infrastruktur investiert, wie einen neuen Beach-Volleyball Platz neben dem schon bestehenden Tennisplatz oder veganes oder sogar einmal wöchentlich freies Essen in der Kantine. Das macht sicher das Unternehmen attraktiver und sorgt für eine höhere Wohlfühlqualität am Arbeitsplatz. Aber reicht das aus? Und was machen Firmen, die sich das nicht leisten können? Schaut man sich an, wo engagierte Mitarbeiter* arbeiten, dann sind es vor allem die Startup Unternehmen, in denen Arbeitnehmer* auch über die vereinbarte Arbeitszeit hinaus arbeiten. Haben die alle einen Tennisplatz ums Eck? Nein. Eines ist viel wichtiger, und das vergessen die meisten Unternehmen: die intrinsische Motivation der Mitarbeiter*.

 

Was treibt Ihre Mitarbeiter* an? 

 

Natürlich sollte die Basis stimmen: Gehalt, Arbeitsumgebung, Ausstattung, Sozialleistungen, Arbeitszeiten und Urlaubstage. Und natürlich muss der Arbeitsort auch mit dem Privatleben vereinbar sein, so spielen z.B. für Familien Themen wie Kinderhort, Kindergarten und Schulen eine große Rolle. Darüber hinaus sind oft unterschätzte, weil “unsichtbare” Punkte für oder gegen einen Arbeitgeber* ausschlaggebend:

 

  • Arbeitsklima
  • Entwicklungsmöglichkeiten und Weiterbildung
  • Freiheiten, sich den Arbeitsort und die Arbeitszeit selbst einzuteilen
  • Offene, wertschätzende Kommunikation
  • Firmenkultur, die Mitdenker* fördert
  • Flache Hierarchien und agiles Arbeiten
  • Werte des Unternehmens



Was macht ein gutes Arbeitsklima aus?

 

Würden Sie lange in einem Job bleiben, der zwar super entlohnt wird, aber das Arbeitsklima ist kaum zu ertragen? Jeder wünscht sich Vorgesetzte und Kollegen*, die:

- einem Sachverhalte in Ruhe erklären

- Freiheiten zum Ausprobieren lassen

- Ihre eigenen Ideen wertschätzen

- und Ihre Arbeit loben, statt ständig nur zu kritisieren. 

 

Natürlich ist es schwer Mitarbeiter* zu loben, die wirklichen Mist abliefern. Doch in jeder Arbeit findet man etwas Gutes, was man hervorheben kann. Fangen Sie im Gespräch daher stets mit den positiven Dingen an und unterbreiten Sie erst danach im sachlich-erklärenden und neutralen Ton konstruktive Verbesserungsvorschläge. Wenn Ihre Teams darüber hinaus Dinge ausprobieren dürfen ohne für etwaige Misserfolge bestraft zu werden, bekommen Sie kreative, loyale und zufriedene Mitarbeiter*. 

 
Sorgen Sie für Weiterentwicklung
 

Jeder kann und sollte sich in seinem Job weiterentwickeln. Sprechen Sie dies in regelmäßig stattfindenden Mitarbeitergesprächen an und fragen Sie nach dem Bedarf. So kommt neuer Input in die Firma und Sie bleiben aktuell und modern aufgestellt. Räumen Sie innerhalb der Arbeitszeit auch die zeitlichen Möglichkeiten dafür ein. Werben Sie mit klaren Entwicklungswegen wie z.B. vom Zerspanungsmechaniker* zum Fertigungsleiter*.

 

Erlauben Sie Freiheiten

 

Glauben Sie wirklich, nur weil der Mitarbeiter* von 8 - 17 Uhr in der Firma ist, arbeitet dieser besser und konzentrierter? Das Gegenteil ist der Fall! Studien haben bewiesen, dass viele Menschen von daheim konzentrierter und im Durchschnitt länger als vertraglich vereinbart arbeiten. Klar, führt es zu einem stärkeren Zusammenhalt, wenn man sich persönlich im Büro trifft, anderen Gesprächen lauscht und mehr Inoffizielles mitbekommt. Doch es geht dabei viel produktive Arbeitszeit durch Small Talk verloren. Mit Video-Calls kann man den offiziellen Austausch auch vom Home Office aus herstellen. Zumindest zeitweises Arbeiten von daheim sollten Sie Ihren Mitarbeitern*, die nicht ortsgebundene Arbeiten verrichten, erlauben. Gestehen Sie ihnen die Freiheit zu, ihre Arbeitszeit flexibel von Zeit und Ort selbst einzuteilen. Entscheidend ist doch das Ergebnis der Arbeit - und nicht das wie, wann und wo, sofern Qualität und Deadlines eingehalten werden.

 

Pflegen Sie eine offene Kommunikation

 

Kommunizieren Sie klar und offen auf allen Ebenen und in regelmäßigen Abständen! Besprechen Sie nicht nur Erfolge, sondern auch Niederlagen: Wenn ein Auftrag nicht zustande kam, sollten das alle wissen. Genauso sollen alle partizipieren und feiern können, wenn ein großer Auftrag gewonnen wurde. So fördern Sie den Zusammenhalt, eine lebendige Fehlerkultur und gegenseitige Unterstützung, wenn's mal nicht gut läuft. Teilen Sie Ihre Sorgen mit der Belegschaft - und Sie werden sehen, es spornt sie an, mit Verbesserungsvorschlägen zu kommen. Natürlich möchte man sein Team nicht verunsichern, doch über den Flurfunk erfahren Mitarbeiter* Niederlagen so oder so. Dann doch lieber direkt ohne Fake News! Und teilen Sie möglichst viele gute Nachrichten (Neue Mitarbeiter*, neue Investitionen, der Besuch von Politikern*, Messeauftritte, …), denn wer ist nicht gern stolz auf das eigene Unternehmen?



Fördern Sie das Mitdenken

 

Im Endeffekt kommt es darauf an, dass sich Ihre Mitarbeiter* im Unternehmen wertgeschätzt fühlen. Die Fähigkeit zu einem gegenseitig respektvollen Umgang sollte daher Einstellungsvoraussetzung sein! Geben Sie Ihren Mitarbeitern* jederzeit das Gefühl, mit Problemen und Sorgen vertrauensvoll zu Ihnen kommen zu können. Fordern Sie jedoch ein, nicht nur Probleme bei Ihnen abzuladen, sondern im Vorfeld über Lösungen nachgedacht zu haben. Fördern Sie mitdenkende Personen!

 

Spornen Sie Ihre Mitarbeiter* an, sich eigenständig nach technischen Verbesserungen in Ihrem Bereich umzuschauen. Der Fortschritt geht so schnell voran, dass Sie sich nicht alleine darum kümmern sollten. Bitten Sie Ihre Teams regelmäßig um Vorschläge zur Optimierung von Systemen und Prozessen. Mit der richtigen technischen Ausstattung und vor allem menschlichen Unterstützung seitens der Vorgesetzten lassen sich viele Arbeitsprozesse in Qualität und Zeit optimieren. Seien Sie offen für neue Lösungswege!

 
Arbeiten Sie agil und in flachen Hierarchien

 

Zu viele Hierarchiestufen verlangsamen Entscheidungsprozesse. Geben Sie Verantwortung an Ihre Untergebenen ab und lassen Sie diese eigenverantwortlich Entscheidungen für das Unternehmen treffen. Das sorgt dafür, dass Sie schneller agieren können und Ihre Angestellten jederzeit mitdenken, da sie selber in der Verantwortung stehen. Diese Umstellung kommt nicht von heute auf morgen und muss erlernt werden. Die Methoden des Agile Engineering helfen bei der Umsetzung. Dabei ist agil nicht mit chaotisch zu verwechseln. Eher damit, dass Prozesse nicht in Stein gemeißelt und feststehen, sondern sich in einem steten Weiterentwicklungs- und Optimierungsprozess befinden sollten. Dabei muss man auch hier und da einmal Dinge mutig ausprobieren und Fehler machen dürfen, um langfristig auf einen schnelleren und besseren Prozess zu gelangen.



Arbeitgeber* mit klaren und gelebten Visionen sind attraktiv!

 

Gerade die jungen Leute erwarten neben Work-Life-Balance eine Sinn stiftende Arbeit. Sie sind sich bewusst, dass ihr Handeln über die Arbeit hinaus eine Bedeutung und langfristig eine Auswirkung auf unsere Umwelt und soziales Leben hat. Darum spielt der Faktor Nachhaltigkeit eine große Rolle. Mitarbeiter erwarten heutzutage gelebte Nachhaltigkeitskonzepte und kein GreenWashing. Nur e-Autos und Photovoltaik auf dem Dach reicht nicht. Zur Nachhaltigkeit gehört das Ziel der CO2-neutralen Kreislaufwirtschaft. Das betrifft alle Abteilungen im Unternehmen. Angefangen vom Beschaffungswesen (Sind die Vorprodukte CO2- und sozialverträglich produziert worden? Werden regionale Anbieter* bevorzugt?) über die eigene Produktion (Langlebigkeit des erzeugten Produktes, Modularer Aufbau, Wiederverwertung, Verwertung der Abfallprodukte, regenerative Energien, umweltverträgliche Verpackung) hin zu Logistik und Vertrieb (Wie werden die Waren zum Kunden transportiert? Fährt der Vertrieb für jede Kleinigkeit zum Kunden oder setzt man auf umweltfreundliche Video-Calls?) und zur Reparatur (Ist das Produkt überhaupt reparabel?), um nur ein paar Aspekte zu nennen. (Mehr dazu unter: Was bedeutet Sustainable Production, also nachhaltige Produktion, für den Maschinenbau von heute?).  Geben Sie Ihren Mitarbeitern die Gewissheit, für ein nachhaltiges und zuverlässiges Unternehmen zu arbeiten. 

 

Darüber hinaus sollten Sie eine Vision für Ihr Unternehmen haben, mit der sich Ihre Arbeitnehmer* identifizieren können. Da reicht es nicht einfach zu sagen, “Wir wollen die Besten sein”. Begründen Sie, warum Sie besser sind als andere und investieren Sie in Forschung und Weiterentwicklung. Denn Mitarbeiter suchen nach Beständigkeit und Sicherheit!

 

Es sind mehr die nicht sichtbaren Punkte, die einen attraktiven Arbeitgeber ausmachen. Versuchen Sie für sich als Arbeitgeber* an den hier aufgeführten Punkten zu arbeiten und diese gut zu kommunizieren. Ihre Bewertungen auf Kununu geben Ihnen einen Anhaltspunkt, wo Sie stehen und wo noch Verbesserungspotenziale stecken. Denn gerade die Enttäuschten unter den ausgeschiedenen Mitarbeitern* werden Ihnen klar sagen können, was bei Ihnen nicht gut läuft. Ihre Mitarbeiter* sind Ihr wichtigstes Kapital, denn diese sorgen für Ihren Fortbestand. Investieren Sie in deren intrinsische Motivation, dann werden Sie sich über mangelnde Fachkräfte keine Sorgen machen müssen.

 

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*Wir benutzen der besseren Lesbarkeit halber den männlichen Artikel, als allgemeine Genderform, so wie es früher üblich war. Gemeint sind damit aber alle Genderarten.