6 Mythen über CAM-Software: Teil 1

In Fertigungsbetrieben kursieren manchmal falsche Vorstellungen von CAM-Software, die sich bei genauer Prüfung schnell in Luft auflösen. Wir beschreiben – und widerlegen – die häufigsten Mythen über CAM-Software.

CAM gilt manchmal als komplex in der Anwendung oder als zu umfangreich für kleinere Aufträge. Solche Eindrücke entstehen zum Beispiel bei zu oberflächlichen Kontakten mit solchen Tools, die deren Nutzenpotenzial nicht vermitteln können. In zwei Blogbeiträgen zeigen wir, warum die verbreiteten Mythen über CAM nicht zutreffen. In diesem ersten Beitrag behandeln wir:

  • Mythos 1: CAM lohnt sich nur bei komplexen Werkstücken
  • Mythos 2: CAM bringt nur bei großen Losgrößen Vorteile
  • Mythos 3: CAM eignet sich nur für große Firmen
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Mythos 1: CAM lohnt sich nur bei komplexen Werkstücken

 

Der Nutzen von CAM-Software ist tatsächlich am größten bei komplexen Werkstücken, die sich von Hand nicht oder nicht wirtschaftlich sinnvoll programmieren lassen. Dazu zählen Teile mit frei geformten Konturen oder mit Simultanbearbeitung. Bei komplexen Gussstücken wie Getriebegehäusen stoßen Programmierer bei manueller Eingabe ebenfalls oft an ihre Grenzen. Fehler wie vergessene oder falsch zugeordnete Bohrungen, Kollisionen mit Spannmitteln und vergessene Bearbeitungen treten dann gehäuft auf. Das verlängert die Einfahrzeiten und erhöht das Fehlerrisiko.

Ein Vorteil der CAM-Software ist, dass sie Bohrungen automatisch erkennt und die Bohrbearbeitungen automatisch zuweist. Ebenso berechnet sie Schwenkwinkel für eine Bearbeitung automatisch. Damit lohnt sich die CAM-Software auf jeden Fall, wenn sich das Werkstück nicht anders programmieren lässt. Sie lohnt sich aber auch, wenn Fehler bei der manuellen Programmierung mit hohen Risiken behaftet wären. Beispiele für solche Risiken sind:

  • Das Werkstück ist ein Gussteil und existiert nur einmal. Jede Beschädigung würde den Liefertermin um Monate nach hinten schieben und immense Kosten verursachen.
  • Das Fehlerrisiko bei der Programmierung ist hoch. Das dadurch notwendige Einfahren dauert zu lange und wird zu teuer, insbesondere bei kleinen Stückzahlen.
  • Fertigungs-Know-how konzentriert sich auf sehr wenige Mitarbeiter, deren Ausfall der Betrieb nicht kompensieren kann.
  • Enge Termine, wie z. B. für Prototypenteile oder Eillieferungen, verhindern eine lange Erprobung des Prozesses. Der Fertigungsbetrieb muss sicherstellen, dass sehr rasch ein erstes Teil vorliegt und dann schnell weitere gute Teile folgen.

CAM-Software beweist seine Stärken also nicht nur bei komplexen Werkstücken. Sie ist auch dort eine große Hilfe, wo NC-Programme gleich beim ersten Versuch richtig sein müssen. 

 

Mythos 2: CAM bringt nur bei großen Losgrößen Vorteile

 

Eine CAM-Software steigert die Produktivität des Programmierers und reduziert Nebenzeiten wie das Rüsten und Einfahren. Das geschieht durch genauere Planung und Simulation bei einer CAM-Software automatisch. Je niedriger die gefertigten Stückzahlen ausfallen, desto höher ist der Anteil der Programmierung und der Nebenzeiten an der Durchlaufzeit und damit den Kosten des Auftrags. Daher bewirkt die effiziente, sichere Programmierung über CAM gerade bei kleinen Losgrößen einen großen Kostenvorteil.

Bei großen Losgrößen ist der Kostenanteil der Programmierung und der Nebenzeiten geringer. Zudem lassen große Serien durch spezielle Spannvorrichtungen und durch Verbesserungen im Verlauf der Fertigung optimieren. Aber auch dann bietet die Verwendung von CAM-Systemen bedeutende Vorteile. Dazu zählt die Umsetzung moderner Frässtrategien wie Boost Milling (neuer Fräsalgorithmus) und die Optimierung von Werkzeugwechsel- und Schwenkabläufen. Eine zeitgenaue Simulation ermöglicht die exakte Überprüfung der Abläufe. Dadurch sichert die CAM-Software schon im Vorfeld Zeitgewinne, die sonst gar nicht entstehen würden oder nur mit großem Aufwand händisch an der Maschine zu realisieren wären.

 

Mythos 3: CAM eignet sich nur für große Firmen

 

Jedes Unternehmen will mögliche Einsparpotenziale nutzen. Das gilt für Fertigungsabteilungen kleiner wie großer Unternehmen – die müssen sich mit ihren Kennziffern an Benchmarks messen lassen. Die durch CAM-Systeme entstehenden Kostenvorteile sollte allerdings jedes Unternehmen nutzen, unabhängig von seiner Größe. Gerade kleine Betriebe können ihre Maschinenauslastungen erheblich steigern und dadurch möglicherweise sogar auf Investitionen in weitere Maschinen verzichten. Das verbessert die Liquidität und ermöglicht dem Unternehmen letztlich, sich stabiler aufzustellen.

Große Unternehmen haben zwar mehr Fachpersonal, um eine CAM-Einführung voranzutreiben. Doch kleinere, inhabergeführte Unternehmen können schneller reagieren und haben kürzere Entscheidungswege. Viele wichtige Entscheidungen werden bei ihnen an der Basis vorbereitet. Wegen der begrenzten personellen Ressourcen kleinerer Unternehmen ist eine gute Planung der CAM-Investition besonders wichtig – insbesondere durch sorgfältiges Ausarbeiten von Checklisten. Dann entscheiden Kleinbetriebe und Mittelständler ebenso zielsicher wie Konzerne.

CAM bringt also Vorteile für kleine und große Unternehmen, niedrige und hohe Stückzahlen sowie immer, wenn Programmierfehler teuer sind – unabhängig von der Komplexität der Modelle. Wie Sie eine CAM-Software in Ihrem Unternehmen einführen, ohne die Produktion und Ressourcen zu blocken, erfahren Sie in unseren downloadbaren Checklisten zu CAD oder CAM

 

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