3 Mythen über Digital Engineering im Maschinenbau

Digitale Methoden sind mehr als ein modisches Schlagwort, das nächstes Jahr durch ein neues abgelöst wird. Vielmehr wird die Digitalisierung die Industrie in den kommenden Jahren stark prägen. Drei Mythen stehen der Akzeptanz dieser Entwicklung entgegen.

Veränderungen fallen oft schwer. Deswegen kursieren manchmal Vorurteile gegen die Digitalisierung, die einer näheren Prüfung nicht standhalten. Drei typische Argumente, die oft zu Abwehr von Veränderungen dienen, greifen wir hier heraus – und erklären, warum sie nicht zutreffen.

 

1. Der Maschinenbau ist ohnehin eine digitale Branche

Es ist richtig, dass durch die Arbeit mit CAD/CAM die Digitalisierung in gewissem Umfang bereits Standard ist. Doch Digital Engineering reicht über die Nutzung dreidimensionaler Produktdaten hinaus. Es umfasst durchgängige Abläufe: Die gleichen Daten werden außer in der Entwicklung auch in anderen Unternehmensbereichen verwendet.

Innerhalb der Entwicklung und Konstruktion betrifft das zum Beispiel die Verwendung von CAD-Daten für Struktur- und Strömungssimulationen, Montage- und Wartungssimulationen (Digital Mock-up), Designreviews mittels Virtual Reality sowie den digitalen Zwilling. Dazu gehören Schnittstellen zur Fertigung (CAD/CAM, Fertigungsstücklisten), zur Beschaffung (z. B. Bestellung aus Stücklisten) sowie zum Vertrieb (Konfiguratoren für Produkte).

Beim Digital Engineering entstehen die Daten weiterhin digital mit CAD. Doch weitere zentrale Merkmale sind die Schnittstellen zu anderen Unternehmensbereichen und die Prozessorientierung. Diese Schritte hat der Maschinenbau meistens noch vor sich.

 

2. Digital Engineering bedeutet riesige Investitionen

Eines der irrigen Mythen über Digital Engineering ist, dass die Einführung immer Großprojekte erfordert. Digitale Methoden werden jedoch nicht mit einem großen Sprung eingeführt, sondern Schritt für Schritt umgesetzt. Unternehmen können für überschaubare Investitionen einzelne Module einführen und immer wieder neu entscheiden, wie es weitergehen soll. So beflügeln zum Beispiel Konfiguratoren den Vertrieb, indem die Kunden Produkte in ihrer Wunschkonfiguration ansehen können und gleich den Preis erfahren. Bei einem Hersteller von Steigtechnik zum Beispiel können Kunden online ihre Produkte zusammenstellen. Andere Konfiguratoren werden offline verwendet, um im Gespräch mit Kunden die gewünschte Produktvariante zu erarbeiten. Konfiguratoren machen bei der Einführung viel Arbeit durch die Auslegung der einzelnen Maschinenmodule, erfordern aber keine wesentliche Änderung in der sonstigen IT des Unternehmens.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Digital Engineerings liegt in digitalen Workflows. Dies lässt sich über ein PLM- oder PDM-System erreichen. Die Einrichtung von Workflows im System mit entsprechenden Rechten und Aufgaben gewährleistet eine geordnete Abwicklung. Hinzu kommt, dass bei einem PDM/PLM-System alle benötigten Daten zentral gespeichert und sofort verfügbar sind. Sollten Sie noch kein solches System haben oder die Funktionen bisher nur teilweise nutzen, wäre dies ein guter Anfang für das Digital Engineering.

 

3. Digital Engineering ist bisher reine Theorie

Es gibt für alle digitalen Methoden Beispiele, die bereits publiziert und auf Messen oder Tagungen vorgestellt wurden. BMW etwa ist einer der Vorreiter in puncto virtuelle Realität. Diese Methode hat das Unternehmen anfangs in der Entwicklung verwendet und nutzt es nun auch zunehmend in der Produktionsplanung. Im Sondermaschinenbau wird die virtuelle Realität ebenfalls immer häufiger verwendet. Mehrere Unternehmen haben dafür einen Arbeitskreis gegründet.

Wie wichtig den Unternehmen der Branche aktuelle IT-Trends sind, hat der VDMA in seinem IT-Report 2018 bis 2020 ermittelt. Demnach messen 20% der Befragten der virtuellen und erweiterten Realität eine hohe oder sehr hohe und 28% eine mittlere Bedeutung zu. Das Thema IoT hat sogar für 29% eine hohe bis sehr hohe Bedeutung und für 21% eine mittlere Bedeutung. 42% bzw. 58% der Befragten gaben an, dass sie entsprechende Anwendungen bereits nutzen. Es dürfte sich dabei oft um Pilotanwendungen handeln. Doch offenkundig sind die Methoden des Digital Engineering in der Industrie und im Maschinenbau in großem Umfang akzeptiert und werden zunehmend genutzt.

Das Digital Engineering ist ohne Frage eine dauerhafte Entwicklung. Nutzen Sie Ihre Chance, indem Sie sich frühzeitig darauf einstellen.