Toolmanagement: So gelingt die Werkzeugverwaltung

Eine zentrale Frage, die sich bei der Fertigung im Maschinenbau stellt: Woher erhalten Sie die Werkzeugdaten für die CAM-Bearbeitung? Die Antwort darauf ist eine geeignete Toolmanagement-Lösung, wie wir in diesem Artikel genauer ausführen.

Was leistet ein Toolmanagement?

Mithilfe einer Software für Toolmanagement oder Werkzeugverwaltung lässt sich der Lebenszyklus aller Fertigungsmittel optimal erfassen und pflegen. Das reicht von der Beschaffung (wann brauchen wir welches Werkzeug), über den Zusammenbau zum Komplettwerkzeug, die Verwendung (welches Werkzeug kommt auf welcher Maschine zum Einsatz) bis zum Schleifen oder Entsorgen des Werkzeugs.

Darüber hinaus fungiert das Toolmanagement-System als zentrale Datendrehscheibe. Weil Sie ständig direkten Zugang zu Produktdaten wie Werkzeugparametern, Schnittbedingungen und 3D-Modellen haben, gestaltet sich die Arbeitsvorbereitung und -planung besonders einfach. Auch die NC-Programmierung profitiert, speziell wenn es um die Datenübergabe der Werkzeuge und Schnittdaten an das CAM-System geht. Ähnliches gilt für die Fertigungssteuerung und die Anbindung von Voreinstellgeräten. Selbst der Einkauf bedient sich des Systems, indem das ERP z. B. nachzubestellende Schneidsätze gemeldet bekommt. Und nicht zuletzt greifen die Ausgabe- und Lagersysteme, wie Paternoster oder Automaten, auf das Toolmanagement zu.

 

Worin besteht der Vorteil einer Werkzeugverwaltung?

Die CNC-Werkzeugverwaltung bietet den Vorteil, dass Sie unnötige Kapitalbindungen vermeiden und die Produktionsmittel optimal nutzen können. Darüber hinaus können für die verschiedenen Abteilungen praktische Auswertungen vorgenommen werden;  z. B. kann der Einkauf genau ermitteln, wie oft neue Wendeschneidplatten angeschafft werden müssen. Auch der Faktor Zeit ist nicht zu unterschätzen: Die Erstbestückung der lokalen Tool-Datenbank oder die Suche nach neuen Werkzeugen gehen deutlich schneller von der Hand. Ein weiterer Vorteil: Sie haben häufig Zugriff auf aktuelle Empfehlungen der Werkzeughersteller, was Schnittgeschwindigkeiten und Anmerkungen zu einem Werkzeugsatz oder Materialtyp angeht.

Typischerweise hat die Einführung einer Software für Werkzeugmanagement einen 30-20-10-Effekt: Der Werkzeugbestand wird um 30 % reduziert, was eine Verringerung der Vielfalt um 20 % und eine Senkung der Kosten um 10 % zur Folge hat. Die Anschaffung eines Toolmanagement-Systems kann sich also selbst bezahlt machen!

 

west-blog-toolmanagement-1

Toolmanagement und CAM-System

Mit Blick auf die CAM-Programmierung gibt es mehrere Möglichkeiten, die Werkzeugdaten zusammenzufassen und zu pflegen. Zuerst sollten Sie prüfen, ob die Daten bereits im Betrieb, z. B. in einem bereits vorhandenen Toolmanagement-System verwaltet werden. Ist das der Fall, sollten Sie als nächstes sicherstellen, dass eine Anbindung des CAM-Systems an die Werkzeugdatenbank existiert. TopSolid-Anwender können in diesem Zusammenhang auf die Datenbanken der Anbieter ToolPal, ZOLLER, TDM Systems und toolflakes zugreifen. Achten Sie darauf, dass 3D-Modelle mit übergeben werden, damit Sie diese nicht noch händisch nachbearbeiten müssen. Der Aufwand hierfür ist groß und würde die Vorteile eines Toolmanagements negieren.

 

Manchmal geht es auch ohne Toolmanagement

Liegen Ihnen die Werkzeugdaten nicht vor, so können Sie alternativ überlegen, ob Sie die Daten unter Verwendung des CAM-Systems pflegen. Der Nachteil hierbei ist, dass diese  Methode nicht die Verwaltung des ganzen Bestands ermöglicht, sondern nur das Vorhandensein einzelner Werkzeuge prüft. Diese „kleine“ Lösung kann trotzdem Sinn machen: wenn die Anzahl der eingesetzten Werkzeuge überschaubar ist, sich die Werkzeuge selten ändern und eine besondere Logistik oder Auswertungen nicht erforderlich sind.

Generell gilt: Planen Sie eine CAM-Einführung für Ihren Betrieb, sollte das Thema CNC-Werkzeugverwaltung von Anfang an mitbedacht werden. Das Anlegen und Pflegen einer Werkzeugdatenbank stellt eine erhebliche Arbeitsbelastung dar, die oftmals zusätzlich zum Tagesgeschäft erledigt werden muss. So müssen Sie sich ggf. die Arbeit nicht zweimal machen.

 

Mit TopSolid'ShopFloor perfekt eingebunden

Zur Anbindung des TopSolid CAD/CAM an die Maschinen und Werkzeuge vor Ort wurde die Konstruktions- und Fertigungswelt von TopSolid um eine ShopFloor Lösung erweitert. TopSolid'ShopFloor besteht aus verschiedenen Modulen, so dass Sie Ihr ShopFloor System auch schrittweise auf die Industrie 4.0 ausrichten können. Damit kann die Arbeitsvorbereitung und das Management der Werkzeuge und des Lagers komplett über das PDM von TopSolid gesteuert werden.

 

Andere Anbieter von Toolmanagement-Systemen

Es gibt verschiedene Anbieter von Toolmanagement-Lösungen, eine Auswahl möchten wir Ihnen kurz vorstellen. ToolPal ist eine erschwingliche Cloud-Lösung, die es auch kleineren Unternehmen erlaubt, eine Software für Toolmanagement einzusetzen. TDM Systems ist ein ausgesprochen leistungsstarkes System, allerdings etwas teurer in der Anschaffung und aufwändiger in der Einführung. Mit dem Web-Service von Zoller werden die am Zoller-Messgerät erfassten Werkzeugdaten direkt an TopSolid'Cam übertragen. Und WinTool ist eine sehr vielseitige Lösung, die u. a. auch in der Medizintechnik und in der Ölförderung eingesetzt wird.

 

Toolmanagement-Systeme: Vom Bedarfsfall ausgehen

Toolmanagement-Systeme können eine sinnvolle Ergänzung für Ihr CAM sein. Es gilt aber immer abzuwägen, ob die eigenen Anforderungen eine zusätzliche Werkzeugverwaltung rechtfertigen. Werden nur wenige oder immer die gleichen Fertigungsmittel eingesetzt, kann man die Werkzeugverwaltung mit Einschränkungen auch über das CAM-System abwickeln. Falls Sie über die Einführung eines CAM-Systems nachdenken, prüfen Sie vor der Anschaffung, inwiefern dieses mit den Toolmanagement-Systemen der verschiedenen Anbieter kompatibel ist. So vermeiden Sie doppelte Datenhaltung und Medienbrüche. TopSolid'Cam bietet hier mit der eigenen Lösung TopSolid'ShopFloor und mit Schnittstellen zu verschiedenen Werkzeugverwaltungen bekannter Hersteller beste Voraussetzungen!

 

Erfahren Sie mehr zum Thema im Interview von Ulrich Alt mit dem Fertigungsprofi Mark Burmeister.